Betonwerk

Antworten
212562-20-
Beiträge: 13
Registriert: 11 Feb 2014, 14:33

Betonwerk

Beitrag von 212562-20- »

Meine Erinnerungen ans Betonwerk 1974/1975

hinten letzte Einheit
die Aussparungen der eingelegten Sauerkohlplatten wurden da noch mit der Axt gemacht
bis die Kreissäge kam (an deren Standort sind noch meine initialen hinterlegt)
Bewehrungseisen rein Beton drauf rütteln mit Flaschenrüttler
Betonplatten für Außenwände mit roten Steinen belegt (kieseln)
Steine (ca.35mm) wurden mit Schippe aufgetragen dann von Hand vereinzelt
die Finger hatten dann sehr bald Löcher bis auf das Fleisch (besonders schön im Winter)
durch die nassen und scharfkantigen Steine.
Die Zivilisten (ein Kranfahrer ein „Anleiter“) waren ganz in Ordnung
sie haben immer versucht für uns Prämien zubekommen

die beiden mit denen ich die erste zeit dort gearbeitet hab sollen nach ihren eigenen Aussagen ab und an eine bekommen haben
hab selber nie eine bekommen wurde mir immer gestrichen war zu „undiszipliniert“
war mir gleich solange ich meine Arbeit ordentlich gemacht habe konnten die mich mal..
Als gelernter Betonwerker gab es ja nicht viel zu was man mich „anleiten“musste.

Mein Danke geht an unsere „Küchenfee“ es war immer genug Brot und Marmelade da
das war besonders wichtig in der Spätschicht um wenigstens etwas satt zu werden.
Trocken Brot mit Marmelade „lecker“
Kann heute nach so langer zeit immer noch keine Marmelade sehen geschweige denn essen.

Danke auch an meine „Postbesorger“
dadurch konnte ich alles Regeln was noch zu regeln war bevor ich in die innere Immigration gegangen bin.
Dadurch das ich alles geregelt hatte konnte ich auf Post Pakete oder Sprecher
(Sprecher = Besuch) verzichten
und hab damit „denen da oben“ beliebte Bestrafungsmöglichkeiten entzogen.
Also ich dann auch noch denen gesagt hab was sie mit dem 349 machen können.
(§349 vorzeitige Entlassung auf Bewährung)
Da haben sich gerächt
schickten mir erst einen hinten auf die Platte der mich provozieren sollte klappte nicht
dann hat mich das Schw... im Umkleideraum angegriffen und dann behauptet ich hätte ihn angegriffen.
Konnte ich garnicht Hand voller Waschpaste viele haben es gesehen und geschwiegen aber egal
Es kam wie es kommen musste für mich ab in den Schapp am 24.07.1975
(Schapp der Knast im Knast)
Keller kalt halbdunkel den ganzen Tag
Kübel in der Ecke stank nach Chlorkalk
Pritsche aus Holz am Tage hochgeschlossen
Essen? Wer nicht arbeitet braucht auch nichts zu essen !
Frühstück zwei Scheiben Brot
Mittags mini Portion Essen selbstverständlich schon kalt
Abends zwei Scheiben Brot
Trinken ein Becher voll
auf gut Deutsch Folter mit den Entzug von essen und trinken,
Aber lustig war es hab den ganzen Tag lang gewürfelt mit zwei Würfeln aus Brot.
Nur wen ich dieses Schw... heute noch zu fassen kriegen würde …. ab mit dem über die Kreissäge
Denke jedes mal an dem wen mein kaputtes Knie wieder schmerzt ab das ist eine andere Geschichte aus dem Schapp.

Nachsatz:
Schreibe sicher noch so einiges hier.
Eins hab ich gelernt schreibe nie etwas was du nicht mit mindestens zwei Zeugen beweisen kannst.
Habe noch Namen und Adressen die ich aus dem Knast geschmuggelt hatte.
Diese haben sie bei der Durchsuchung am Tag meiner Entlassung nicht gefunden,
Obwohl sie genau da am Körper nach geschaut haben wo ich sie verstecken wollte.
Ich ahnte das mich einer verraten würde.
Hatte sie deswegen nicht dort wo er gesucht hat sondern im Mund.
Eine leere Tintenpatrone gefüllt mit den Adressen
geschrieben auf den Zwischenblättern vom Zigarettenpapier.
Mit einigen davon hatte ich schon früher Kontakt,auf der suche nach „den einen Namen“.
Zuletzt geändert von 212562-20- am 17 Feb 2014, 13:53, insgesamt 1-mal geändert.
[color=#400000]niemals gebeugt niemals gekrochen niemals gebrochen [/color]
[b][color=#800000]Freiheit ist wen man nichts mehr zu verlieren hat[/color] [/b]
Benutzeravatar
ThomWelz
Beiträge: 357
Registriert: 14 Sep 2010, 19:39

Re: Betonwerk

Beitrag von ThomWelz »

Lieber 212562-20-,

ganz herzlichen Dank für Deine Erinnerungen an das Betonwerk.
Zwischen den Zeilen des Textes kann ich erahnen, wie lange Du gebraucht hast, diesen Schritt in die Öffentlichkeit zu gehen. – Diesen wichtigen Schritt haben einige von uns ebenso schwer in Erinnerung. Du bist bei uns allen also in bester Gesellschaft!

Gern würden wir mehr von Dir erfahren, aber lass Dich von niemandem drängen. –Du bestimmst das Tempo und den Einblick.

Da Du ja mit dem Betonwerk begonnen hast, könnten wir doch genau an der Stelle weitermachen. –Wenn Du willst.

Unter der Überschrift „Spurensuche“ haben wir bereits am 23.11.13 einen Rundgang auf dem ehemaligen Gelände des Betonwerkes durchgeführt.

Alle Informationen dazu findest Du unter:
> Foren-Übersicht,
> Alltag im Militärstrafvollzug Schwedt/ Oder,
> Erlebnisse/ Erfahrungen Ehemaliger MSG,
> Arbeitsstätten/ Außenkommandos – Betonwerk.

Auf der Seite 1 findest Du dort auch eine Erinnerungs-Skizze über das ehemalige Gelände von „betonwerk“.

Wenn Du die Skizze betrachtest, wo waren da Deine Arbeitsplätze?
Gibt es an der Skizze noch Details, die Du hinzufügen möchtest?


Wenn sich noch mehr ehemalige Betonwerker melden, könnten wir, bei genügend Interessenten, die Begehung vom November auch in diesem Jahr noch einmal wiederholen!


Sei ganz herzlich willkommen
ThomWelz
[color=#0000BF][i]..."Nicht das Erzählte reicht, das Erreichte zählt!"...[/i][/color][color=#000000]Militärstrafarrestant 05.10.1978 - 03.03.1979 (MSG Nummer 362/78)[/color]
Antworten