Vereinsgründung 2013

tina
Beiträge: 81
Registriert: 07 Dez 2009, 09:20

Re: Vereinsgründung 2013

Beitrag von tina »

Niemand stellt sich über jemanden, nur wenn der Verein schon von Anfang an darüber nachdenkt, sich auf die Fahne zu schreiben: Vergeben und Vergessen, spätestens dann ist mir klar, dass mich dieser Verein nicht berührt.
Welchen Bezug ich zu Schwedt habe ist doch dabei völlig ohne Bedeutung. Es hat mindestens einen Menschen zerstört, das ist Fakt. Nur einer hat sich hier gestellt, Harald, vor seinem Mut: Hut ab, und ihn nehme ich heraus aus all denen, die nicht den Mut haben, hier zu erscheinen. Ihm sei auch vergeben. Aber alle anderen, die sich den Job als Wärter oder ähnlichem ausgesucht haben, sei gesagt, es gibt schönere Berufe, die man wählen könnte. Und wer andere Gefängnisse mit Schwedt vergleicht, hat nichts begriffen. Ich muss es nochmal sagen, in Schwedt gab es mindetsens 60-80 % Insassen, die zu Unrecht verurteilt wurden. Wie in anderen Gefängnissen natürlich auch!
Meinem Bruder wurde von Hauptmann ( Kunkel? ) bei seiner Einlieferung gesagt: Sie gehören gar nicht hier her! Wie Recht er hatte! Sein Mitgefangener war übrigens ein Musiker aus Dresden und Stefan Wachtel, um allen Neugierigen hier mal ein wenig zu berichten. Er war LLer in der 1. Kompanie und hat uns alles, aber auch wirklich alles erzählt. Ich wünsche auch nicht, dass dann hier in fragender Form an dem gezweifelt wird, was ich berichte. Der Admin war auch kein Gefangener und wird deshalb auch nicht in Zweifel gezogen.
Heute Abend versuchte ich zu erklären, dass gewisse Kreise in jedem Forum mitwirken, die schon früher als IM oder gar als Offiziere beim MfS waren. Dafür habe ich Beweise. Sie versuchen , alles DDR Unrecht zu verharmlosen. Deshalb möchte ich einfach nur sagen, keinen Hass auf die Täter, aber WACHSAMKEIT ! Und der Sruch, alle Knastis in Schwedt waren zu recht verurteit, nein Freunde, sie waren es nicht. Großes Unrecht und nichts soll das vergessen machen!!!!
Benutzeravatar
Detlef
Beiträge: 567
Registriert: 15 Jul 2012, 15:43

Re: Vereinsgründung 2013

Beitrag von Detlef »

Hallo tina,

der Verein denkt nicht über Vegeben und Vergessen nach.
Wir wollen auch nichts beschönigen oder verharmlosen:
Nein, im Gegenteil, wir wollen gegen das Vergessen und Verdrängen in der Öffentlichkeit aufrufen.

Wir wollen aber auch jedem die Hand reichen, der bereit ist an der Aufarbeitung mitzuarbeiten,
egal ob ehemaliger Gefangener, ehemaliger Bediensteter oder Aussenstehe(r).

Dass in Schwedt auch Gefangene (§220) zu Unrecht einsaßen ist Tatsache, da gebe ich Dir völlig recht.
Aber verurteilt wurden sie von Leuten, die nicht in Schwedt ihren Dienst taten, sondern vorher
vom MdI und den Militärgerichten. Das waren die wahren Täter.
Dass diese Urteile sehr oft willkürlich und an den Haaren herbeigezogen waren, ist auch bekannt.
Das wollen wir durch Zeitzeugenberichte auch mehr in den Focus der Öffentlichkeit rücken.

Auch die Tatsache, dass wir völlig ohne Urteil in die Disziplinareinheit kamen, war Unrecht.

Was ich insgesamt ausdrücken möchte, es wird eine Arbeit gegen das Vergessen.
Wir wollen Erinnern.

Du siehst - eigentlich wollen wir dasselbe.
Vielleicht war es vorher nicht so deutlich von uns formuliert worden.

detlef
[color=#400040]3 Monate Strafdienst in der Disziplinareinheit vom 20.09.1983 bis 15.12.1983[/color]
[color=#0000BF][i]Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen. Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.[/i][/color]
phpbb
Administrator
Beiträge: 1
Registriert: 01 Mai 2017, 08:00

Re: Vereinsgründung 2013

Beitrag von phpbb »

Den Beitrag um das Telegram des Mfs habe ich hier an dieser Stelle ausgegliedert um die Diskussion der vereinsgründung übersichtlich zu halten.

Der Beitrag wurde verschoben nach "Sonstiges" und kann dort bei Bedarf weiter diskutiert werden.
Wir löschen keine Beiträge - besonders nicht solche lustigen ...

Admin
Benutzeravatar
Detlef
Beiträge: 567
Registriert: 15 Jul 2012, 15:43

Re: Vereinsgründung 2013

Beitrag von Detlef »

Danke Admin, dass Du das verschoben hast.

Und Danke an Euch alle!

Wir haben es schon fast geschafft. Aus der ursprünglichen Idee ist eine Vison geworden.
Die Vision wurde von uns diskutiert und nun haben wir schon den öffentlichen Aufruf zur
Vereinsgründung am 16.März 2013.

Und meine Entschuldigungan alle diejenigen von Euch,
die ich durch meine Äusserungen verärgert, verletzt oder unnütz provoziert habe.
Das war nicht meine Absicht.

Ein 2. Vorbereitungstreffen findet am 17.Februar in Dresden statt.
Vielleicht können wir uns dann auf einen Namen einigen. Zwei Favoriten haben wir ja bereits.

viele Grüße an alle von detlef
[color=#400040]3 Monate Strafdienst in der Disziplinareinheit vom 20.09.1983 bis 15.12.1983[/color]
[color=#0000BF][i]Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen. Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.[/i][/color]
mos
Beiträge: 74
Registriert: 25 Feb 2009, 22:06

Re: Vereinsgründung 2013

Beitrag von mos »

Ein System ohne Personal kann sich nicht behaupten: Da gibt es diejenigen, die beschließen und entscheiden, diejenigen, die ausführen. Und den Rest. Das Gerede "Der hat doch nur seinen Job gemacht", ist unerträglich! Warum hat er/sie denn ausgerechnet diesen Job gemacht?
Spannend für uns ist allerdings, wer was WAR und wie er HEUTE dazu steht. Ich muss mich mit einem Schließer nicht versöhnen, schon gar nicht, wenn er die Positionen von einst weiter vertritt. Dann ist das ein Unverbesserlicher. Aber ich kann respektieren, wenn zu spüren ist, dass es jemand ehrlich meint. Auch wenn ich trotzdem weiterhin einen wesentlichen Teil von ihm verachte.
Dessauer
Beiträge: 84
Registriert: 05 Nov 2009, 19:32

Re: Vereinsgründung 2013

Beitrag von Dessauer »

Hallo zusammen,
hallo mos

da kann ich Dir nur beipflichten Deshalb verstehe ich nicht,
dass es sich der sogenannte Verein zum Ziel gemacht hat,
zur Versöhnung beizutragen. Für mich gibt es keine Versöh-
nung mit Leuten, die zu faul, zu bequem waren, wie jeder
ordentliche Mensch einer schöpferischen Arbeit nachzugehen.
In meiner Zeit im MSG habe ich nur zwei Wärter erlebt, die
sich unter all den anderen Drecksäcken einen Rest Mensch-
lichkeit erhalten haben. Über diese beiden schreibe ich in
meinem Beitrag für das Buch zum MSG.

Also, überlegt Euch mal, was dieser Verein bringen soll. Ich
denke, er wird das Forum spalten. Wenn der vermeintliche
Vorsitzende schon geschrieben hat, Nichvereinsmitgliedern
hier teilweise Lese- und Schreibverbot zu erteilen. Zwar ist
er wieder zurückgerudert, aber der Gedanke ist immer noch
da.

Dessauer
Benutzeravatar
ThomWelz
Beiträge: 357
Registriert: 14 Sep 2010, 19:39

Re: Vereinsgründung 2013

Beitrag von ThomWelz »

Hallo Dresdner, (Teil 1)

ich kann gut nachvollziehen, dass Du Dich jetzt wie Goethes Zauberlehrling
…Die ich rief, die Geister
werd ich nun nicht los.
fühlen musst. Und obwohl mir in den letzten Tagen die Zeit wie Wasser durch die Finger geronnen ist, möchte ich auf Deine Gedanken vom 02. Februar antworten, wenn auch unvollkommen (und leider in zwei Teilen, obwohl schon sehr gekürzt).

Wir haben damals das Forum gegründet, weil wir wissen wollten, wie es wirklich war in Schwedt, was an dem Mythos dran war.
Eine Aufarbeitung / Darstellung von Schuld-Unschuld oder Täter –Opfer haben wir ganz bewusst nicht fokussiert.


Das ist aber der Ethik-Klassiker schlechthin: Täter und Opfer, Schuld und Sühne, Vergebung und Versöhnung.
Können denn Täter Opfer sein? –Oder anders herum gefragt, können Täter auch zu Opfern werden?
Können denn Opfer Täter sein? –Oder anders herum gefragt, können Opfer auch zu Tätern werden?

Die Diskussion über Täter und Opfer. Und die Auseinandersetzung damit wird den zukünftigen Verein vermutlich mehr als einmal auf die Probe stellen. –Wir werden dabei zwar keinen bequemen, aber einen sehr notwendigen (weil überfälligen) Weg zurücklegen. Zurücklegen müssen! –Das nur als Beruhigung.

Beunruhigt bin ich hingegen über den Umstand, dass es, auch bei mir, so lange gedauert hat, bis ich mich an solchen Diskussionen überhaupt wieder beteiligen konnte.
Ich selbst würde mich nicht als „Opfer“ beschreiben. Meine Verbindung zu Schwedt ist eine andere: Der erste und brutale Blick hinter eine Staatskulisse! –Und zwar von ganz unten.

Den Satz „Hier sitzen lauter Unschuldige!“ habe ich am Nachmittag des 05.10.1978 zum ersten Mal in meinem Leben aus dem Mund eines Mithäftlings gehört. Er hatte schon viele solcher Stationen hinter sich (Kinderheim, Jugendwerkhof, Gefängnis) und war nun zur „Fleischbeschauung“ ins Zugangszimmer der Baracke gekommen. Beim Einrücken vom Außenkommando hatte auch er Wind von einem Neuzugang bekommen und nun wollten sie sich den Neuen mal in Ruhe ansehen. Der brachte ja nicht nur Neuigkeiten von draußen, sondern auch die beliebten Filterzigaretten mit. Diese Gelegenheit war dann auch gleich geeignet, auf die „Hackordnung“ in der Baracke hinzuweisen: vor wem sollte man sich besser in Acht nehmen und wer ist wichtig. Wichtig waren natürlich die Kapos (Stubenälteste, Gruppenführer etc.), weil sie das Sagen hatten und sich noch „von früher“ kannten. – Oder wenigstens dieselben Orte in ihrer Biographie hatten.
Eingesetzt in ihre Funktionen wurden sie von den Angestellten des Militärstrafvollzuges. –Beide Seiten (so schon mein damaliger Eindruck) wussten, wie man so einen „Laden“ führt und worauf es dabei ankam. Sie sprachen aufgrund ihrer Erfahrung eine „gemeinsame Sprache“.

In diesen fünf Monaten offerierten mir dann auch noch andere den Hintergrund ihrer vorgeworfenen Tat. Da waren zum Beispiel welche, die wegen einer „Führer-Geburtstagsfeier“ verurteilt waren. - Das hat mich damals total schockiert, dass es so etwas überhaupt gab, sie waren schließlich im selben Alter wie ich! Dann gab es noch welche, die wegen Sittlichkeitsvergehen, Kameradendiebstahl und Diebstahl inhaftiert waren. –Meist schon mit Vorstrafen im zivilen Leben. Nun waren sie halt in Schwedt.

Die meisten Vergehen jedoch waren „Unerlaubte Entfernung“ und „Schlägerei unter Alkoholeinfluss“.
Und zwischen beiden beschriebenen Gruppen gab es erhebliche Unterschiede.

Selbstverständlich war es da für den Kompaniechef (Genossen xyz) auch später einfacher, alle Inhaftierten unter der Rubrik „Verbrecher“ zu subsumieren. –Zumal sie ja schließlich auch alle mit einem ‚ordentlichen’ Urteil eingeliefert worden waren! [Randnotiz: Keine der beiden Häftlingsgruppen rechnete während meiner Zeit mit einer vorzeitigen Entlassung - oder gar „Beurlaubung“!]
Aber hätte der „Genosse Kompaniechef xyz“ wissen können, warum jemand dort war, ob es Unterschiede gab und wie der bisheriger Werdegang/ Hintergrund beschaffen war? –Hätte er! Er hatte das Urteil und er hatte die Inhaftierten. Er hätte sie zu einem kurzen Gespräch in sein Büro befehlen können und hätte von jedem Einzelnen mehr erfahren als in den Urteilspapieren zu finden war. Das Bild, das dann vom Häftling entstanden wäre, hätte er sich selbst gemacht. Keiner hätte ihn beeinflusst! –Er hätte nur über den Rand seiner Mütze gucken müssen.

Und, hat er? Nein.
Während der gesamten fünf Monate ist mir von keinem der Mithäftlinge von solch einem Gespräch berichtet worden. Ich selbst habe auch nur die üblichen Verwaltungstermine wahrnehmen können: Empfang von Papier und Briefumschlag für einen Brief nach Hause > offene Ablieferung; Beantragung eines Paketes (nach etwa 3 Monaten); Beantragung eines „Sprechers“ (Besuch durch einen Angehörigen, auch etwa im Januar-Februar 1979).

Zur gleichen Zeit, nur wenige Kilometer vom Lager entfernt. Ort: Papierwerk Schwedt.
Dort war das Arbeitskommando in zwei Gruppen unterteilt: Die Tischlerei und die mobile Gruppe, die auf dem gesamten Werksgelände Arbeiten zu verrichten hatte. Diese Gruppe wurde von einem angestellten Zivilisten (Herrn?) beaufsichtigt. Und bei dem war es üblich, dass man sich miteinander unterhielt. Dazu gehörte auch die „Prozedur für den Neuen“: Der musste in der ersten Mittagspause an seinem ersten Arbeitstag seine Geschichte erzählen!
Er wollte wissen, und wusste, wie er die Einzelnen einzuschätzen hatte. Er machte sich ein eigenes Bild. – Nicht nur deshalb hatte er bei allen Mithäftlingen einen „dicken Stein im Brett“, auf ihn ließ keiner (egal, aus welcher Gruppierung er auch kam) etwas kommen.

Täter können auch Opfer sein.

(Fortsetzung Teil 2)
[color=#0000BF][i]..."Nicht das Erzählte reicht, das Erreichte zählt!"...[/i][/color][color=#000000]Militärstrafarrestant 05.10.1978 - 03.03.1979 (MSG Nummer 362/78)[/color]
Benutzeravatar
ThomWelz
Beiträge: 357
Registriert: 14 Sep 2010, 19:39

Re: Vereinsgründung 2013

Beitrag von ThomWelz »

(Teil 2)

Gerade bei der zweiten Häftlingsgruppe ist, folgt man den damaligen Schilderungen, keine Tat einfach so vom Himmel gefallen. – War nicht einfach so passiert, plötzlich und unerwartet! Alle hatten ihre Vorgeschichte. Und wenn man auch dem Erzählenden zu Gute hält, ein wenig zu beschönigen, bleibt immer noch ein stringenter Entwicklungsprozess hin zur Tat am Ende übrig. Und die verurteilte Tat war das Ende einer Kette von Ereignissen. Vielfach war zu hören: konstant ignorante Vorgesetzte, Außenseiter in einer größeren Gruppe, andauernde Erniedrigung von Dienstälteren, etc…
Jeder, der bei der „Fahne“ war, weiß, dass mitunter schon ein falscher oder interpretierbarer Zungenschlag zur Bestrafung (nicht Schwedt) führen konnte. Da konnte man leicht sein negatives Punktekonto auffüllen. Insbesondere auch bei den oberen Mannschaftsdienstgraden (Meister/ Feldwebel bis Fähnrich) und den untersten Offiziersdienstgraden (Leutnant).
Diese empfanden den begründeten Widerspruch oft als pure „Majestätsbeleidigung“. Wer aber versuchte, den Dienstvorgesetzten so die „angeborene“ Autorität zu nehmen, hatte gegen das überstrapazierte Naturgesetz verstoßen: Der Vorgesetzte hat immer Recht, und seiner Unfehlbarkeit ist bedingungslos zu folgen. Punkt.
Schließlich ist er nicht ein Irgendwer, sondern ein Hochgestellter der bewaffneten Organe der DDR. Und die sind schließlich ein Teil der Staatsgewalt. Und die ist schließlich mit dem Schutz der Errungenschaften der befreiten Arbeiterklasse in der DDR betraut, unter Führung der Partei der Arbeiterklasse, der SED.

Opfer können auch Täter sein.


Meiner Meinung nach hätte es Schwedt ohne diese unsägliche Militärjustiz der NVA nicht gegeben. – Schwedt war gewissermaßen ein „Folgeprodukt“. Sie sollte die „Schutzmacht der befreiten Arbeiterklasse“ in Schach halten und hechelte der Entwicklung doch immer hinterher. Erst drei Monate Schwedt (als Disziplinierung ohne Vorstrafeneintrag), dann fünf Monate. Als sie gar nicht mehr weiter wussten, führten sie den „Dienst in der Disziplinareinheit“ zusätzlich ein. –Was für ein armseliges Zeugnis für „die Sieger der Geschichte“! –Ganz verhaftet in den Gedanken, Leitsätzen und Gewohnheiten ihrer Lehrmeister. Beharrungsvermögen ohne wirkliche Selbstkritik, wie schlicht! [Das klingt jetzt aber sehr arrogant.]
Eine Militär-Justiz, organisiert mit militärischen Hierarchien (bewusste Abhängigkeiten), kontrolliert den eigenen „Laden“. Unbefangenheit in der Ermittlung und wirkliche Verteidigungsmöglichkeit des Angeklagten zum erhobenen Verhandlungsgegenstand kann es nicht geben.

In den frühen achtziger Jahren hatte der Volksmund das bestimmende Abhängigkeitsverhältnis (die führende Rolle der Partei) ganz prägnant mit dem folgenden Dreizeiler zusammengefasst:
„Die Sonne scheint,
der Himmel lacht,
das hat die SED gemacht!“

Ein Soldatenbeauftragter hätte damals keine (nicht mal theoretische) Chance gehabt.


Achtbarer Dresdner, auch ich möchte aus Schwedt keinen Pilgerhort für ehemalige EK-Straftäter oder zivilgerichtliche Kriminelle machen.
Aber die ersteren sind vermutlich noch heute „ganze Kerle“, die es allen zeigen und ihre eigenen Foren und mannhaften Erinnerungsorte haben. –Denen gibt Schwedt nicht die nötige Bühne für ihre armselige Selbstdarstellung.
Die anderen haben vermutlich so viele Orte in der Biographie, dass sie sich den aussuchen können. –Schwedt war da vermutlich nur eine Episode.



Un-Verständlichkeiten…

…Werden mit Bussen zum Schießstand gefahren…

Als uns jemand schon vor Jahren im Verwandtenkreis genau diese und andere Episoden erzählte, war ich zunächst völlig sprachlos. –Dachte, ich hätte was falsch verstanden, und fragte nach. Doch die Schilderung solcher Busfahrten blieb die gleiche, andere ‚Schmankerl’ kamen noch hinzu. Danach mussten wir alle herzhaft und laut lachen. –Eher befreit als hämisch.
Dresdner, die Zeiten haben sich wirklich verändert.


Herzliche Grüße
nach „Elbflorenz“

ThomWelz
[color=#0000BF][i]..."Nicht das Erzählte reicht, das Erreichte zählt!"...[/i][/color][color=#000000]Militärstrafarrestant 05.10.1978 - 03.03.1979 (MSG Nummer 362/78)[/color]
guetschli
Beiträge: 267
Registriert: 09 Okt 2009, 23:08

Re: Vereinsgründung 2013

Beitrag von guetschli »

Ich habe es jetzt schon des öfteren geschrieben,das man den Unterschied zwichen MSG und DE sehr deutlich machen sollte und auch muss.
Alle im MSG wurden nach gültigen Gesetzen der DDR verurteilt. (Ob zu recht oder nicht, sei dahin gestellt) Wir haben ja aus vielen Statistiken erfahren, das weit mehr als 80% zurecht bestraft worden sind weil sie gegen Gesetze verstossen haben die Heute auch noch bestraft worden wären.(wurde ja schon aufgezählt)
Mit der DE sieht es etwas anders aus. Wir haben gegen KEIN gültiges Gesetz verstossen und wurden Trozdem bestraft. Doppellt. Einmal 1-3 Monate Schwedt und dann nochmals Freiheitsberaubung (Nachdienen).
Ich habe auch mehrere Monate in Rummelsburg verbracht und der Schliesser war der Mann von der Sekretärin meiner Mutter. Ich habe nach meiner Entlassung viel und guten Kontakt zu ihm gehabt.
Zu meine guten Kumpels gehörte ein sehr sehr hohes (und altes)Tier der Stasi (Aufklärung,auslandsspionage ??)
Ich habe früher Hundesport betrieben, da waren auch Hundeführer der Polizei mit denen ich Kumpel war.Polizisten, die mir Stempelkarten besorgten. Und, und ,und. Hätte ich zu allen kein Kontakt haben dürfen, weil sie dem "System" gedient haben ??
Wir haben doch alle (mehr oder weniger) diese system unterstüzt. Durch unsere Arbeit,(was gab es alles in der Produktion ? Aktivist, Beste Brigade oder sowas ?')
Ich habe sehr oft für Feiern der Stasi , für empfänge von Honecker mit Gorbatschow, oder jedes jahr am vorabend des " Republicksgeburtstag" im ZK für die "Parteiveteranen" die Beleuchtung gemacht.
Es war mein Beruf Licht zu machen und ich habe keinen Unterschied gemacht.
Nur zwei mal.
Im alten Friedrichstadtpalast 1979,zum 30 Jahrestag der Stasi. Und ich habe mich geweigert für die FDJ feiern mit Krenz ein FDJ_Hemd zutragen.
Aber wo sind die Grenzen ??
Was ist mit dem der die Uniformen genäht hat für die Stasi, oder die Waffen gebaut hat. Die Maurer die die DE gebaut haben. Die wussten auch wofür.
Die frage ist doch hat man seinen "JOB" gemacht oder war man Sympathisant.
Bei der Einweihung des Gerichtsgebäudes in Berlin (87-88 ??)habe ich auch das Licht gemacht. Da waren sicher auch der Staatsanwalt dabei , der mich Verurteilt hat. Und nun ??
Also, hat der Schliesser seinen Job gemacht, oder sich an uns ausgelassen und seine Macht missbraucht?? Das ist die Frage die zu beantworten wäre.

Wenn ich zuschnell fahre und eine Busse erhalte, wer ist dann der Täter ??
Ich weil ich zu schnell gefahren bin, oder der Bulle der mir das Ticket gibt, oder das Gesetz dass das Tempolimit gemacht hat ?? Ist der Bulle Opfer oder Täter ??
Man kann also es nicht einfach Schwarz und Weiss sehen, sondern auch die Farbnuancen dazwichen.
LG guetschli
[color=#FF0000]2 Monate Strafdienst in der Disziplinareinheit 04.01.1984-03.03.1984[/color]
Benutzeravatar
Detlef
Beiträge: 567
Registriert: 15 Jul 2012, 15:43

Re: Vereinsgründung 2013

Beitrag von Detlef »

hallo mos,
mos hat geschrieben:Spannend für uns ist allerdings, wer was WAR und wie er HEUTE dazu steht. Ich muss mich mit einem Schließer nicht versöhnen, schon gar nicht, wenn er die Positionen von einst weiter vertritt. Dann ist das ein Unverbesserlicher. Aber ich kann respektieren, wenn zu spüren ist, dass es jemand ehrlich meint.
Das ist doch der richtige Ansatz, den ich auch vertrete. Und dafür ist Harald doch das beste Beispiel.
Er gehört zur "Kategorie Schliesser", also "muß" er automatisch von uns verdammt werden.
Unser Schubkastendenken verlangt das einfach so. Basta. Fertig. Aus.

Wer hat denn beispielsweise Harald heute gefragt, warum er dort seinen Dienst damals gemacht hat?

Aber dieser Mensch "Kategorie Schliesser" hat sich geöffnet, über das nachgedacht, was er früher in Schwedt gemacht hat.
Bei ihm spürt man, dass er es ehrlich meint. Aus diesem Grunde wird er auch vom allergrößten Teil der ehemals Inhaftierten
hier im Forum respektiert und in Zukunft auch in unserem Verein.

Die Unverbesserlichen melden sich hier nicht. Es wird sie gewiß noch geben, ich vermute, sogar in großer Zahl.

detlef
Zuletzt geändert von Detlef am 10 Feb 2013, 01:19, insgesamt 2-mal geändert.
[color=#400040]3 Monate Strafdienst in der Disziplinareinheit vom 20.09.1983 bis 15.12.1983[/color]
[color=#0000BF][i]Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen. Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.[/i][/color]
Antworten