Re: Erster Tag
Verfasst: 20 Nov 2014, 17:14
Lieber Pavel,
Dr. Wenzke hat sowohl die Situation als auch die damaligen Wärter sehr genau beschrieben.
Während meiner Zeit war es genau so und einige von den älteren Wärtern waren zu dieser
noch im Lager. Ich kann aber nur über meine Zeit, die Baracke und über den unmittelbaren
Umgang untereinander reden, den ich dort angetroffen habe.
In dieser Zeit wurde von den Wärtern NICHT geprügelt. Ob sich das auch so von
den übrigen zwei Baracken zur gleichen Zeit sagen lässt, entzieht sich meiner Kenntnis.
Schließlich hatten die Häftlinge unserer Baracke (Arrestanten bis max. sechs Monate) keinen
Kontakt zu den anderen zwei Baracken.
Ausschließlich zum abendlichen Zählapell sah man die „L’er“ (Militärstragefangene über sechs Monate)
auf dem Apellplatz in einem eigenen Block stehen. Deren Arbeitsplatz im Betonwerk war ebenfalls
abseitig gelegen. Kontakt war nicht erwünscht und auch das Essen in der „Sozialbaracke“ erfolgte
zu unterschiedlichen Zeiten.
Die „LL’er“, Militärstrafgefangene bis max. zwei Jahren, waren innerhalb des Lagers völlig separiert
und ein Kontakt nicht möglich. Dort befanden sich im Hochkeller auch die Einzelarrestzellen für das
gesamte Lager: die Mumpe. –Der Knast im Lager. Den ich nie kennen gelernt habe.
Wie es also in den anderen Baracken zuging, kann ich Dir wirklich nicht sagen.
Wenn in meiner Baracke jemand geschlagen wurde (jedoch nicht auf den Kopf oder die Arme),
dann eher von den Mithäftlingen.
Zum Beispiel bei der Aktion „Schwarzdecke“. Die fand nach dem Einschluss statt. Dazu wurde das
Gitter im vorderen Teil der Baracke abgeschlossen. Die Stubenfenster waren reihum vergittert (mit
einer Ausnahme: als Fluchtweg bei Feueralarm).
Nach dem Einschluss waren wir in der Baracke also allein unter uns Häftlingen und da konnte es
hin und wieder vorkommen, dass „offene“ Rechnungen „bezahlt“ werden mussten.
Auch Bestand die Möglichkeit, beim Duschen „versehentlich“ ausgerutscht zu sein oder beim Essen
zufällig den letzten Platz im durchreichen der „Speisen“ inne zu haben.
Dieser vom Wachpersonal „gewollte“ Umgang zwischen den Kriminellen und den übrigen Insassen
ist übrigens auch von Slawi1 hier im Forum benannt worden.
Das Wachpersonal hat zu meiner Zeit PEINLICH genau darauf geachtet, das es keine äußeren
Wunden oder andere Merkmale gab. Inklusive der spontanen Tätowierkontrollen: halbnackt auf
dem Flur vor jeder Stube.
Auch bei meiner Entlassung haben sie viel Zeit darauf verwendet, zusätzliche Narben oder
ähnliches (die auf einer Karteikarte registriert gewesen wären) zu finden.
Die Haut des Häftlings unterlag einer besonders akribischen Kontrolle.
Nicht so sehr das „Innenleben“ und bei der Entlassung wurde ich auch nicht gewogen! –Warum nicht?
Ob ein „Erziehungsauftrag“ als kurze Ruhepause gedient hätte, kann ich auch heute nicht beurteilen.
In Erinnerung ist mir nur geblieben: ständig in Bewegung und das Wort „Erziehungsauftrag“ hätten die
damaligen Wärter vermutlich nicht fehlerfrei zu Papier gebracht.
Ganz herzliche Grüße
ThomWelz
Dr. Wenzke hat sowohl die Situation als auch die damaligen Wärter sehr genau beschrieben.
Während meiner Zeit war es genau so und einige von den älteren Wärtern waren zu dieser
noch im Lager. Ich kann aber nur über meine Zeit, die Baracke und über den unmittelbaren
Umgang untereinander reden, den ich dort angetroffen habe.
In dieser Zeit wurde von den Wärtern NICHT geprügelt. Ob sich das auch so von
den übrigen zwei Baracken zur gleichen Zeit sagen lässt, entzieht sich meiner Kenntnis.
Schließlich hatten die Häftlinge unserer Baracke (Arrestanten bis max. sechs Monate) keinen
Kontakt zu den anderen zwei Baracken.
Ausschließlich zum abendlichen Zählapell sah man die „L’er“ (Militärstragefangene über sechs Monate)
auf dem Apellplatz in einem eigenen Block stehen. Deren Arbeitsplatz im Betonwerk war ebenfalls
abseitig gelegen. Kontakt war nicht erwünscht und auch das Essen in der „Sozialbaracke“ erfolgte
zu unterschiedlichen Zeiten.
Die „LL’er“, Militärstrafgefangene bis max. zwei Jahren, waren innerhalb des Lagers völlig separiert
und ein Kontakt nicht möglich. Dort befanden sich im Hochkeller auch die Einzelarrestzellen für das
gesamte Lager: die Mumpe. –Der Knast im Lager. Den ich nie kennen gelernt habe.
Wie es also in den anderen Baracken zuging, kann ich Dir wirklich nicht sagen.
Wenn in meiner Baracke jemand geschlagen wurde (jedoch nicht auf den Kopf oder die Arme),
dann eher von den Mithäftlingen.
Zum Beispiel bei der Aktion „Schwarzdecke“. Die fand nach dem Einschluss statt. Dazu wurde das
Gitter im vorderen Teil der Baracke abgeschlossen. Die Stubenfenster waren reihum vergittert (mit
einer Ausnahme: als Fluchtweg bei Feueralarm).
Nach dem Einschluss waren wir in der Baracke also allein unter uns Häftlingen und da konnte es
hin und wieder vorkommen, dass „offene“ Rechnungen „bezahlt“ werden mussten.
Auch Bestand die Möglichkeit, beim Duschen „versehentlich“ ausgerutscht zu sein oder beim Essen
zufällig den letzten Platz im durchreichen der „Speisen“ inne zu haben.
Dieser vom Wachpersonal „gewollte“ Umgang zwischen den Kriminellen und den übrigen Insassen
ist übrigens auch von Slawi1 hier im Forum benannt worden.
Das Wachpersonal hat zu meiner Zeit PEINLICH genau darauf geachtet, das es keine äußeren
Wunden oder andere Merkmale gab. Inklusive der spontanen Tätowierkontrollen: halbnackt auf
dem Flur vor jeder Stube.
Auch bei meiner Entlassung haben sie viel Zeit darauf verwendet, zusätzliche Narben oder
ähnliches (die auf einer Karteikarte registriert gewesen wären) zu finden.
Die Haut des Häftlings unterlag einer besonders akribischen Kontrolle.
Nicht so sehr das „Innenleben“ und bei der Entlassung wurde ich auch nicht gewogen! –Warum nicht?
Ob ein „Erziehungsauftrag“ als kurze Ruhepause gedient hätte, kann ich auch heute nicht beurteilen.
In Erinnerung ist mir nur geblieben: ständig in Bewegung und das Wort „Erziehungsauftrag“ hätten die
damaligen Wärter vermutlich nicht fehlerfrei zu Papier gebracht.
Ganz herzliche Grüße
ThomWelz