Geschichtsaufarbeitung ???
Verfasst: 01 Dez 2008, 07:58
Und wie furchtbar ist es denen ergangen, die den Wehrdienst ganz verweigert haben. Sie kamen an einen der schlimmsten Orte in der DDR, in das Militärgefängnis nach Schwedt, wurden gequält und gefoltert. Die Erzieher, wie die Aufseher dort hießen, gehörten ausnahmslos zu den Genossen. - 1980 wurde Josef Kneifel, der in Karl-Marx-Stadt ein Panzerdenkmal gesprengt hatte, verhaftet und zu lebenslanger Haft verurteilt, obwohl niemand bei dem Anschlag auf das militaristische Monument verletzt worden war. Kneifel verbrachte mehrere Jahre in Einzelhaft, mußte hungern, wurde gefoltert. Im Januar 1987 wurde er auf einem Stahlrost mit Fesseln an den Händen und Füßen festgezurrt, auf dem Rücken liegend, ohne sich bewegen zu können.
Auf diesem Stahl liege ich, im kalten Keller. Nach wenigen Stunden sind die dünne Bluse und das Hemd bis über die Gürtellinie hochgerutscht - nun zwischen Haut und Stahl kein Faden mehr. Man hindert mich am Urinieren. Durch das wahnsinnige Frieren produzieren die Nieren mehr und mehr Urin. Die dünne, aber beinahe wie imprägniert dichte Hose ist bald bis zu den Knien durchnäßt... Nach einem Tag glaube ich, es keine Stunde mehr aushalten zu können; da kommt Hauptmann Braune an die Tür, sich die Nase zuhaltend: Wollen Sie nun endlich vernünftig werden? Ich lehne es ab, die Vernunft eines Hundes anzunehmen... Am Morgen des vierten Tages... komme ich unter der heißen Dusche, noch in den urindurchtränkten Kleidern steckend, allmählich zu mir - man taut mich auf. Kalfaktoren reiben die erstarrten Glieder.
(Klaus Dieter Müller, "Jeder kriminelle Mörder ist mir lieber..." in: Die Vergangenheit läßt uns nicht los. Haftbedingungen politischer Gefangener in der SBZ/DDR. Magdeburg, Schwerin, Berlin, 1997, S.100)
Dies geschah nicht in einem faschistischen Konzentrationslager, nicht in einem stalinistischen Gulag, dies geschah 1987 in der DDR - lange nach der Aufnahme in die Vereinten Nationen, nach dem Helsinki-Abkommen und den Verträgen zwischen der DDR und der Bundesrepublik. Auch dafür war die SED verantwortlich, niemand sonst. Der Staatssicherheitsdienst war nur das Werkzeug der Partei, Schild und Schwert, wie er sich pathetisch nannte.
http://www.bln.de/k.weiss/tx_total.htm
Auf diesem Stahl liege ich, im kalten Keller. Nach wenigen Stunden sind die dünne Bluse und das Hemd bis über die Gürtellinie hochgerutscht - nun zwischen Haut und Stahl kein Faden mehr. Man hindert mich am Urinieren. Durch das wahnsinnige Frieren produzieren die Nieren mehr und mehr Urin. Die dünne, aber beinahe wie imprägniert dichte Hose ist bald bis zu den Knien durchnäßt... Nach einem Tag glaube ich, es keine Stunde mehr aushalten zu können; da kommt Hauptmann Braune an die Tür, sich die Nase zuhaltend: Wollen Sie nun endlich vernünftig werden? Ich lehne es ab, die Vernunft eines Hundes anzunehmen... Am Morgen des vierten Tages... komme ich unter der heißen Dusche, noch in den urindurchtränkten Kleidern steckend, allmählich zu mir - man taut mich auf. Kalfaktoren reiben die erstarrten Glieder.
(Klaus Dieter Müller, "Jeder kriminelle Mörder ist mir lieber..." in: Die Vergangenheit läßt uns nicht los. Haftbedingungen politischer Gefangener in der SBZ/DDR. Magdeburg, Schwerin, Berlin, 1997, S.100)
Dies geschah nicht in einem faschistischen Konzentrationslager, nicht in einem stalinistischen Gulag, dies geschah 1987 in der DDR - lange nach der Aufnahme in die Vereinten Nationen, nach dem Helsinki-Abkommen und den Verträgen zwischen der DDR und der Bundesrepublik. Auch dafür war die SED verantwortlich, niemand sonst. Der Staatssicherheitsdienst war nur das Werkzeug der Partei, Schild und Schwert, wie er sich pathetisch nannte.
http://www.bln.de/k.weiss/tx_total.htm